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Sonntag, 20. November 2005
Killerkiddies
"Eine 'Simulation realitätsnaher Tötungshandlungen' ... werde gerade bei professionellen Spielern aus Perfomance-Gründen vermieden". Komm, geh doch nach Hause! Computerspiele machen wirklich blöd. Jeder, der selbst schon gespielt hat, weiß das. Anlässlich des Killerspielverbots kommen jetzt wieder die Ausreden der Computerspieler. Diese Spiele würden außerdem auch nicht süchtig machen. Nee, is klar. Sie sind noch nie so einem Spielespacken begegnet? (Einen Direkteinblick in den Verblödungsabgrund erhält man täglich auf Giga-TV.)
Ganz originell wird ein "Elternverbot statt Killerspielverbot" gefordert, weil die Eltern besser aufpassen sollten. Am besten wäre aber ein Computerspielerverbot. Freitag die beiden armen Pfannen im ICE. Der ältere Herr, der dem einen gegenübersaß, war kurz davor, die Tastatur, auf die der stundenlang einhämmerte, aus dem Laptop zu reißen und ihm quer wohin zu schieben. (Als zivilisierter Mensch hatte er sich natürlich unter Kontrolle.)

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Hätte der ältere Herr besser mal Unreal oder Quake gespielt. Da hätte er sich abreagieren können.

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Dass ausgerechnet sie die Standardreflexantwort geben müssen, die in den Text einprogrammiert ist! Tsts. Unser alter Herr war aber nicht nur alt, sondern auch weise(r als der Depp vor der Daddelkiste).

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Ich habe nichts gegen Ego-Shooter. Das war früher mal anders, vor allem, als ich noch keine gespielt habe. Ich spiele nun auch schon lange nicht mehr, weiß auch gar nicht, wie die aktuellen so sind - aber ich mag auch nicht mehr in jedem Trend den Untergang des kulturellen Abendlandes sehen. In den 50er Jahren waren es Comix und anderer "Schund", dann "satanistische" Rockmusik, in den 80ern dann Zombie-Filme, zwischendurch Trash-TV, nun halt Computerspiele. Warten Sie es ab: bald werden Blogs an jugendlicher Verwirrung schuld sein.

Die Jugend ist doch immer verwirrt, und blöd und scheiße drauf. Wissen Sie doch von den alten Griechen besser als ich. Und die Älteren erst recht. Ich halte die Probleme für komplexer, als sie auf Computerspiele oder Marilyn Manson kleinzurechnen.

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Nachtrag: Ich habe auch nichts gegen Aggressionen, vor allem, wenn sie kanalisiert werden. Ich sehe ein Problem in der generellen Reizüberflutung, der Zunahme an Geschwindigkeit und dem Mangeln, Eindrücke auch verarbeiten zu können.

Als ich Kind war, haben wir am Wochenende einen Western gesehen - und die ganze Woche Cowboy und Indianer gespielt, mit Pfeil und Bogen aufeinander geschossen, vielleicht auch gerangelt. "Brutal" war das auch - wir hatten so aber Zeit, die Eindrücke abzuarbeiten. Heute läuft jeden Tag so ein Ding im TV, ach was, Dutzende, und selbst die "Kids" hängen den halben Tag vor der Glotze (oder vorm Rechner, egal). Da jagt ein Film, ein Spiel das nächste und wird durch nichts mehr aufgefangen.

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Ja, das stimmt, die Verarbeitung fehlt, das Einrütteln.
Ich versteh, was sie meinen, würde aber leicht andere Aspekte betonen. Ich habe mit 14 angefangen, auf dem C64 rumzuballern. Und danach vermutlich unter dem Strich einige Jahre an diesen Scheiß verloren. Was aber noch harmlos ist, im Vergleich zu anderen. Mich nervt das Leugnen der problematischen Seiten des Gamens (ich will's ja gar nicht verteufeln). Das sind faule Ausreden von pubertierenden Jungs ihren Eltern oder Lehrern gegenüber. Halbstarkes Gewäsch.

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In den zubetonierten Welten der Vorstädte (man muß nicht nach Paris schielen) fehlt die Möglichkeit, Energie sinnlos/zweckfrei abzubauen. So wie ich noch Trümmergrundstücke kannte, auf denen man Mauerreste einreißen oder auf Bäume klettern konnte. Meine Vision wären ja neben Bolzplätzen so Schrottgehe - wo Jugendliche mit dicken Hämmern auf alte Autos eindreschen könnten. Die Lust an Zerstörung und Krawall ausleben und das Unbegreifliche der dunkeltriebigen Pubertät verarbeiten können. Sozialarbeiter geben da Vorschlaghämmer aus und passen ein bißchen auf und halten Verbandszeug parat.

Aber natürlich müßte das in unserem Land gleich alles VERSICHERT sein und unter pädagogischer Anleitung stehen usw. Deshalb wird es das nie geben. Und deshalb müssen halt Hauswände und parkende Autos dran glauben.

(Ich weiß, ich bin heute im Simple-Solution-Modus. Entschuldigen Sie.)

PS: "Jahre verloren"? Wirklich? Vielleicht haben Sie doch was dabei gelernt. Schiller meinte, nur im Spiel sei der Mensch ganz bei sich. Was wäre die Alternative gewesen? Den Segelschein machen? Die Nachbarstochter schwängern?

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wir hatten früher in duisburg so einen 70er-jahre abenteuerspielplatz mit rohen brettern, nägeln und matsche.

man muss nicht immer auf irgendwas eindreschen müssen. das ist eine modische irrlehre. prügel ist völlig überflüssig, sofern man nicht selbst verprügelt wurde. im individuellen gibt es schwierig gelagerte fälle, da wären simple solutions hilfreich. mit blick auf frankreich ist mir da zuviel toleranz und sozialgeschwurbel im politfeuilleton.

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Es ist sicher kein Patentrezept. Ich denke aber, das Zwecklose, Destruktive, muß auch sein Ventil und seine Berechtigung haben. Abenteuerspielplätze setzen ja auch schon ein pädagogisch konstruktives Konzept voraus. Ich glaube aber, in der anarchischen Phase der Pubertät braucht man beides. Sonst würden sich nicht soviele mutwillig besoffen um einen Baum wickeln. Die Todessehnsucht in diesem Alter muß irgendwie bedient werden. (Initiationsriten hat diese Gesellschaft ja nicht mehr wirklich zu bieten.)

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"zwecklos" - da stimme ich ihnen zu, ist ein wichtiges element. sozusagen das spiel mit den fähigkeiten. zielgerichtet ziellos. das gibts in anderen sphären ja auch (kunst, dekoration, verhaltensnormen ...)

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Als alter Herr der täglich zockt will ichauch mal was sagen.
Aktuell spiele ich gerne online Battlefield 2. Im ersten Moment erschrecken! WIe real der Krieg mit all seinen Maschinen doch dargestellt werden kann.
Blut? Keine Spur davon. Spieler wollen das nicht. Strategie ist drin. Shooter verkaufen sich nicht mehr. Zu öde abgenutzt ohne Grips.
Man spielt 20 gegen 20. Optisch USA gegen China, oder Arabische Staaten. Im Spiel selbst gibts Finnen, Spanier, Deutsche , Briten.
Man kommuniziert über Teamspeak und liegt manchmal lachend auf der Tastatur.
Jüngere Semester kommen auch dazu, gehen wieder, weil sie merken mit Shootermanier kommt man da nicht weit.
Das sich nebenbei Mailkontakte und ein Treffen stattfindet und man dort über Familie und Hobbies redet kommt dazu.

Aber ich stimme zu. Shooter sind gefährlich. Meine Beobachtung liegt irgendwie aber darin, daß es mit dem IQ oder so zusammenhängt. Auch habe ich gesehen, daß Jugendliche die auf so Markenzeugs abfahren auch irgendwie eine Verselbstständigung bei diesem Thema entwickeln. Fragen Sie mich nicht warum, ich habs beobachtet auf dem Arbeitsplatz (Kinderheim für solche Problemfälle) meiner Frau.

Aber es gibt auch sicher 40jährige, die da nichts trennen können.

Vorgestern fuhren zwei LKW Fahrer einen Parkplatzbesitzer um. Wegen 2 Euro.
Auto fahren macht auch nur manche Aggressiv, sollten wir generell verbieten.

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