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Montag, 14. Februar 2005
Theodizee-Problem
... dass es immer wieder (an sich ernstzunehmende) Leute gibt, die einen davon überzeugen wollen, dass solche Lachnummern wie Madonna oder Falco oder Marilyn Manson ein intellektuell ernstzunehmendes kulturelles Phänomen sind. (Ich hänge allerdings auch an manchen Peinlichkeiten.)

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Streng genommen widersprechen sich natürlich Pop-Kultur und Intellektualität. Aber Madonna und mit Einschränkungen Manson und - soweit ich das überblicke - auf regionalerer Ebene auch Falco sind kulturelle Phänomene, die man sehr wohl ernst nehmen kann. Madonnas Einfluß auf Mode, Musik, aber auch weibliche Rollenbilder (offensive Seuxalität, Einforderung von sexueller und gesellschaftlicher Selbstbestimmung, "Express Yourself!") ist in den 80ern/90ern immens gewesen.

Manson hat zumindestens in God's own country eine ähnliche, wenn auch eher subkulturelle Funktion als Rolemodel. Natürlich ist das alles kalkuliert, Geschäft eben - aber das ist ja nicht der Punkt. Denn vieles ist kalkuliert, aber nicht alles erfolgreich und/oder gesellschaftlich bedeutend.

Oder hat jemand Madonna, Manson und den Mann mit dem Koks als intellektuell bezeichet?

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Das sicher nicht.
Letztlich liegt es im Auge des Betrachters, ob er einem Pop-Promi-Phänomen ernsthaften kulturellen Status zuerkennen mag oder nicht. Ich kann beispielsweise auf Madonna ne ganze Ladung Überbau draufpacken (Einfluß auf Mode, Rollenbilder etc.), ich kann das alles aber auch völlig ignorieren und mich auf nen klassisch-feuilletonistischen Kulturkanon zurückziehen. Dann würde ich Madonna für ne mäßig tolle Tussi halten, die halt ein paar Platten mit Lala-Songs gefüllt hat, die auch nicht viel besser sind als das, was beispielsweise eine Kylie Minogue rumträllert. Die halt mal mehr und mal weniger aktiv mit dem Sex-Symbol-Ding und dem entsprechenden Skandalwert kokettiert hat. Aber eben mehr auch nicht.

Aaaber: Wenn soundsoviele Intellektuelle einem Phänomen Relevanz zuerkennen, dann muss ich es halt gut begründen können, wenn ich diese Relevanz bestreite. Nur mit dem Totschlag-Argument "unintellektuell" funktioniert das nicht...

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Und sagen wollten Sie...? Falco war kein Intellektueller und ich weiß nicht, warum Sie diese meine Frage dahingehend als "Totschlag-Argument" bezeichnen. Oder setzen Sie Person und Phänomen/Image gleich?!?

Es ist auch kein Kriterium, wieviele "Intellektuelle" (das gibt es so nicht) irgendwas als irgendwas bezeichnet haben - auch wenn Sie das jetzt wohl so leichthin geschrieben haben. Gut begründen sollte ich Werturteile immer können.

Über einen verbindlichen Kanon würde ich mich auch gerne gelegentlich mal streiten, was zählten Sie denn dazu? Das ist ja gerade das Spannende oder auch Ennervierende, daß es einen solchen Kanon schon lange nicht mehr gibt. Heute gilt ja schon Stephen King als ernstzunehmender Autor. Und der ist als Person sicher intellektueller als Falco. (Übrigens frage ich mich, was Sie gegen Kylie Minogue haben. Vom Pop-Standpunkt aus betrachtet. Kylie ist seit Jahren - und völlig zurecht - Kult, schon allein, weil sie die Klaviatur des Pops recht gut zu spielen weiß (nie zuuu angesagte Produzenten, kein over-doing im Styling, keine Über-Präsenz (von der Madonna lange Jahre gezehrt hat und an der sie folgerichtig letzten Endes auch zugrunde gegangen ist)).

Der Punkt, ob "Pop" nun Kulturwert hat oder nicht, ist doch längst entschieden. Wenn Sie das jetzt wieder den beliebigen Geschmacksurteilen zuschlagen wollen, drehen Sie das Rad aber knapp mal 15 Jahre Pop-Diskurs zurück ;-)

Eine solche Frage wäre meines Erachtens spannender in Ihren Death-Metal-Gefilden auszudiskutieren. Nicht im Pop-Bereich, der längst schon jedes Schul-Curriculum durchdrungen hat.

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oh, hier gehts ja noch weiter, hatte ich übersehen.
ich jedenfalls bin der meinung: alles nur schlagersternchen, leider nur wenige ausnahmen mit eigenständigem anliegen.
das sagt natürlich nichts über die legitimität oder kulturalität von pop und schlager etc.
aber pop ist pop. (ich seh da übrigens zu den verschiedenen stilrichtungen, wie sie z.b. in meiner zeit aktuell waren - punk, metal usw. - keinen unterschied, alles schlagermusik im adornoischen (grusel) sinne)

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Pop hat kein eigenständiges Anliegen. Er wird nur - um Mark aufzugreifen - im Auge des Betrachters zum Phänomen. Die Relevanz hängt dann wiederum von der Relevanz der Kriterien ab, mit der man sich aus "Pop" Kuchenstücke herausschneidet. Pop ist aber selber nichts von alledem - nur Spiegel seiner Zeit.

Aber ist das nicht bei einem Schubert-Lied genauso? Also, für Zeitgenossen, meine ich?

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