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Dienstag, 1. März 2005
Das Traumschiff
Vorrede
Es lässt sich nicht verhehlen, in der folgenden Geschichte sieht es so aus, als würde auf Teufel komm raus "Namedropping" betrieben. Namedropping ist ein jahrtausendaltes Mittel, Aufmerksamkeit zu erzielen. Ich muss allerdings darauf beharren, dass dies gar nicht meine Absicht ist. Ich bin kein Blogger erster Klasse, das ist für mich auch gar nicht relevant. Ich bin ein kleines Licht, habe von Nichts eine Ahnung, nur ein bisschen Philosophie studiert und Publizistik und Soziologie und ... aber nicht einmal Pädagogik! Geschweige denn Mediendesign. Erfülle also nicht im Geringsten die Vorausetzungen für Qualitätsjournalimsus oder A-list-blogging. Also was den Ernst angeht: Hier ist Nichts. Für alle Interessierten folgt ein unbedeutender persönlicher Bericht:

Das Traumschiff

Ich hatte heute nacht einen großen Traum. Ich träume sonst fast Nichts mehr. Heute nacht war es aber mal wieder soweit, offenbar verursacht unter anderem durch das total versumpfte ein intensiv verlebtes Wochenende. Nach diversem Hin und Her und Tanz auf diversen Bällen verschlug es mich Samstag Nacht noch auf eine Technoparty auf der ehemaligen >MS Treue<, die fest am Weserufer in Bremen vertäut auf wildes Partyvolk wartet. Nun, wenn man mich nur vernehmlich ruft, ich bin dabei! Dort gab es das amtliche Programm einer ortsüblichen Technoparty, mit flippigen, lustig (eigentlich eher ewig-gestrig) gekleideten jungen Leuten, diversen scharfen Getränken und exotischen Spezereien und einer Handvoll Gesichtsälterer, die offenbar schon reichlich Gebrauch davon gemacht hatten und der dummen Jugend eigentlich nicht gerade zum Vorbild gereichen, aber was lässt die sich schon sagen! Die Musik ging richtig ab, ah, was soll ich sagen, diese treibenden dauernden Beats, was für eine Wohltat, ich tanzte mir die Seele aus dem Leib, eigentlich nur unterbrochen durch die Beschaffung von sogenanntem Mädchenbier (ej, ich trinke seit 20 Jahren, ich muss Nichts mehr beweisen!). Und das ist es, was ich an diesen Leuten so mag (von unsympathischen Grobmotorikern mal abgesehen), - sie zappeln und hüpfen und grooven to the beat, dass es nur so eine Art hat.
Unmittelbar vor mir (im Verlaufe des Abends eigentlich immer unmittelbarer vor mir) hüpfte so eine süße junge Technomaus, die ich vorher schon einmal gesehen hatte, nämlich genau auf meiner letzten Technoparty im Spätsommer. Und wie sie da so hüpfte und groovte und mich mit ihren braunen Augen durchbohrte (bitte keine doofen Einwände jetzt), fühlte ich mich immer besser. Allerdings - um DEN Spannungsfaktor gleich auszuräumen: es kam nicht zum Äußersten, weder zu wildem Sex in einer dunklen Ecke noch zu heftigem Rumgeknutsche auf der Tanzfläche. Sicher, es wäre nicht unpassend gewesen, aber es war halt nix. Wie im richtigen Leben! Stattdessen drei, vier Stunden Dauertanzen.
Die Nacht ging vorbei, irgendwie muss ich wohl nach Hause gekommen sein, im Ergebnis eher mächtig zugedröhnt mit dementsprechend anschließendem traumlosen, kurzen Schlaf. Egal, den Sonntag konnte ich unangefochten auf meinem Kommandosessel verbringen und gedankenlos das Internet zumüllen. In diesem Dämmerzustand verbringt man ja gemeinhin den Sonntag nach einem Partywochenende, wozu der liebe Gott ihn ja wohl auch erschaffen hat. Aber die dann folgende Nacht, so ist es bei mir zumindest häufiger, bringt dann einen tiefen, teilweise sogar körperlich anstrengenden Schlaf mit schweren, kräftigen, manchmal chaotischen Träumen. Heute nacht war es ein kräftiger, weniger chaotischer, eher dramaturgischer, um nicht zu sagen: schmonzettenhafter Traum. Noch sind mir nicht alle Zusammenhänge klar, drum hier nur das kurze Protokoll meiner bisherigen Rekonstruktionen.

Ort des Geschehens: die edle, moderne, fast 100 Meter lange Hochseeyacht >MS Treue<, im Besitz von Maria Catherina Esteban de Monaco, einer vermögenden, attraktiven, mitte 40jährigen weltgewandten Tochter eines deutsch-argentinischen Rinderadligen und ihres Gatten - Herrn Kid37! Dieser hatte auf einer Kreuzfahrt, bei der er von der charmanten Frau Evasive und meiner Wenigkeit begleitet wurde, durch sein tänzerisches Geschick und seine bezaubernde Eloquenz, die gleichzeitig mit Strindbergscher Schwere und Tiefe gepaart war, auf die rassige Südamerikanerin, die ihn aus ihrer zwei Schiffsstockwerke über der Tanzfläche liegenden VIP-Lounge beobachtet hatte, eine so starke und unwiderstehliche Anziehung ausgeübt, dass sie ihn quasi vom Fleck weg auf dem nächsten Landgang in Miami geheiratet hat. Es sollte sein Schaden nicht sein.
Auch Frau Evasive bekam bei dieser Gelegenheit ihren Teil ab, denn als Herrn Kids Begleiter war es ihr und mir vergönnt, ebenfalls an den Lustbarkeiten im VIP-Bereich teilzuhaben, und hastenichgesehn, hatte Frau Evasive noch am ersten Abend Herrn Pitt und Herrn Clooney an der Backe, wobei die beiden Herren nur unverbindlich rumtändelten. Aber da hatten sie die Rechnung ohne das Temperament von Frau Evasive gemacht, die dem ersten nach einer recht frechen Avance ordentlich eine scheuerte, so dass der sich, blamiert bis auf die Knochen, den ganzen Abend nicht mehr blicken lassen konnte, und der zweite, Herr Clooney, kam noch glimpflich mit einer 10minütigen und durchaus allgemein vernehmlichen Gardinenpredigt davon, so dass er fortan der Frau Evasive als treu ergebener Galan zu Füßen lag und ihr ritterlich den Weg durch alle Unannehmlichkeiten bahnte. Ihr Herz vergab sie freilich an den Maschinisten der Yacht, der ein ganzer Kerl in weißem, ölbefleckten Unterhemd war, mit klaren, stahlblauen Augen, nicht helle, aber treu und lieb. Warum auch nicht, wenn man zur Unterhaltung auf halb Hollywood zurückgreifen kann?
Als Dank für die vermurksten zweieinhalb Rumbaschritte, Tangokniffe und Salsadrehungen, die ich ihm beigebracht hatte, verschaffte mir Herr Kid die Rolle als Hausbibliothekar und Tanzstewart für die offizielleren Veranstaltungen. Dies begab sich alles auf, oder war Folge der - Kreuzfahrt, zu der wir zu dritt als Habe- und Taugenichtse aufgebrochen waren, unser Glück zu suchen (und zu finden) - also sozusagen im Vorspann des Traumes.
Im Hauptteil ging es ja dann überhaupt erst richtig zur Sache. Wie gesagt schipperten wir auf der Yacht von Herrn Kid37 und seiner südamerikanischen Prinzessin kreuz und quer durchs Mittelmeer, und zwar mit reichlich Partyvolk an Bord, wie es illustrer kaum hätte sein können. Hollywoodstars denken sie? Herrn Kids Freunde aus der Hamburger Unterwelt? Die gesamte Mannschaft der Schwarzwaldklinik? Pillepalle! Nicht mehr und nicht weniger als die deutschsprachige Bloggerszene war an Bord, auf Einladung der Eignerin und ihres Gatten, einmal für drei Wochen Klingelton Klingelton sein zu lassen, und einfach nur mal zu entspannen, aufzutanken und neue Grundsätze des Qualitätsjournalismus am kalten Buffet zu beschließen. Als Moderator auf der Partybühne war natürlich Don Alphonso tätig, jeden Abend gab es eine Men-Strip-Show von Don Dahlmann und seiner Truppe, insbesondere zur Freude der Strickbloggerinnen. Die unvermeidliche Security, die in den mediterranen Häfen wachsam die Spreu vom Weizen trennte, besorgten die schweren Jungs von Antville, Jean-Luc, Cursor und der Zitterwolf zum Beispiel. Herr Outrage frisierte zusammen mit Frau Evasives neuem Lover ein bisschen den Schiffsmotor, während Herr Woody und Herr Nase das ganze Geschehen mit ihrem Bauchladen an Fotoapparaten dokumentierten. Die Damenwelt (Frau Zorra, Eria, Schnatterliese, Miss Understood, Elle, Ella etc.) amüsierte sich prächtig und machte die Herren durch ihr ausgelassenes Geplauder und Gelächter nervös, man wusste ja nie, ob man gerade Opfer der weiblichen Analyse geworden war. Einmal, in einem italienischen Hafen war's, hatte Herr Shhhh seinen ganz großen Auftritt, als er gegen Mitternacht in - sagen wir - "angeheitertem" Zustand, wortreich gestikulierend und sozusagen freihändig an den Wagen der örtlichen Carabinieri pinkelte und irgendetwas von "wahrer Popmusik" erzählte, was kurzzeitig zu einem Handgemenge oder besser gesagt einer Schlägerei führte, an der Moe, DaveKay, JeanLuc, Frau Kasi und Frau Mutant nicht ganz unbeteiligt waren. Das Ganze war dem Bürgermeister des Ortes derart peinlich (und die angereiste Partybagage auf der Yacht lästig), dass er sich dafür verwendete, gegen ein mickriges Bußgeld alles auf sich beruhen zu lassen unter der Auflage, die Gesellschaft habe mit ihrem Untersatz den Hafen bis zum Morgengrauen zu verlassen. Zum Frühstück am nächsten Morgen erzählte Majo gelassen ein paar englische Witze, zeigte ein paar unbekannte Trailer vom Hitchhiker's Guide und verloste schließlich noch drei der neuesten Apple-Spielzeuge. Herr Fabe mischte, mit Megaphon bewaffnet, die Frühstücksgesellschaft auf, dadaistische und konkret-poetische Verse zitierend und die Leute zu Interaktion animierend, während Herr Bronski und AxelK. verbissen versuchten, der Schiffssteuerung ein PHP-Skript unterzujubeln, damit das nächste Reiseziel automatisch mittels des durch die Blogger erzeugten Pageranks ermittelt würde. Herr Lumma spielte derweil den Dönerchef de buffet, während das kulturelle Bukett von Frau Nanunana zusammengestellt wurde. Praschl zitierte auf der Kleinkunstbühne aus seinem Poesiealbum und der Schockwellenreiter hatte eine ganz niedliche Hundeshow.
So schipperte man heiter und vielbeschäftigt übers Meer, ankerte hier, lief dort in einen Hafen, beglückte sich, und anschließend die Welt mit der Niederschrift der persönlichen Eindrücke und Geistesblitze. Alle waren sie dabei, mit ihren Macken und ihren Eitelkeiten und ihren unausgegorenen Weltbildern. Und Herr Kid war's zufrieden und sprach zu seinem Weib: "Siehe, so entsteht aus dem Chaos das Gute (die Flecken und Brandlöcher lassen wir nach Reiseende wieder verschwinden)." Das war jedenfalls die Moral des Traumes von heute Nacht, dessen Realitätsgehalt ... sie sehen ja selbst.

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