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Freitag, 2. Juli 2004
Rechtschreibreform - I love it!
Es juckt mir in den Fingern, hier endlich mal zu bekennen: Die Rechtschreibreform finde ich gut und wichtig und hoffe inständig, dass man nicht ernsthaft auf die Idee kommt, nun das Rad wieder zurückzudrehen (obwohl man genau das aller politischen Erfahrung nach eigentlich erwarten sollte, vielleicht sogar per Vorgabe aus Brüssel). Die neue Rechtschreibung ist einfacher, konsistenter (bzw. umgangssprachlich: logischer) und lernfreundlicher. Endlich brauche ich einem Kind oder Ausländer nicht mehr erklären, warum das dritte "f" in Schifffahrt falsch ist, warum es "Aufwand" heißt und "aufwendig", und warum ich "muß" was sie nicht "müssen". Jetzt werden zusammengeschriebene Worte so geschrieben wie die einzelnen Worte zusammen (hey, das ist einfach!), es heißt "aufwändig" und "muss". Ich bin wahrscheinlich noch weit entfernt davon, alte Gewohnheiten abgelegt zu haben, aber erleichtert, nein: begeistert darüber, dass man sich die richtige Schreibe häufiger denken kann als zuvor.

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der witz an der geschichte
ist nur, dass die meisten fehler nicht bei der rechtschreibung einzelner wörter, sondern bei der gross- bzw. kleinschreibung gemacht werden. zumindest war das so, als ich mich noch damit beschäftigt habe, was allerdings schon eine zeitlang her ist. eine wirkliche reform wäre also gewesen, die konsequente kleinschreibung einzuführen. im üprigen soll das jeda so machn wies ihm taukt. mein ich.

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neeja, das hat meine volle sümpati. aber manchma komps ja drauf an, und dann is so neu besser als der alte stiefel. ist wahrscheinlich eh nur noch ein thema für so alte säcke wie mich. so junge hüpfer wie sie *gnaggnag* werden diese ollen kamellen einfach übergehen.

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ach
das hammse jetzt aba schön gesacht, herr teil. kann ich gut brauchen grade, wo ich nächste woche schon wieder älter werde.

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Oh nein, ich protestiere scharf. "Aufwendig" kommt von aufwenden nicht von der Wand. Und "Gräuel" nicht von Grau, so ein Grauen! Ich bin wohl bekannt als allein Stehender. Na vielen Dank. Vielleicht ist das Schreiben einfacher geworden, das Lesen (und Verstehen) bestimmt nicht. "Konsistent" ist an dieser varianten- und ausnahmereichen Reform nun mal gar nix. Spinne feind ist mir das Ganze. (ganze? Da sehen Sie, nur Verwirrung!)
Hier noch ein bißchen Futter.

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muss das "Alles" so, oder ist das "alles" "Nichts" - haha, ich weiß es auch nicht, man müsste mal in die Regeln kucken.
Ich find (dieses mal): neu ist schöner.
Danken für den "aufwendigen" Hinweis - da haben sie mir wieder Grübelstoff für Tage oder Wochen geliefert, bei der täglichen Bahnfahrt!

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muss das "Alles" so, oder ist das "alles" "Nichts" - haha, ich weiß es auch nicht, man müsste mal in die Regeln kucken.
Ich find (dieses mal): neu ist schöner.
Danken für den "aufwendigen" Hinweis - da haben sie mir wieder Grübelstoff für Wochen geliefert, bei der täglichen Bahnfahrt!

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aber es gibt doch
immerhin noch die möglichkeit zu rereformieren. indem man schreibt, wie man es für richtig hält. in jede neue dudenauflage werden schreibvarianten ein und des selben wortes aufgenommen, wenn sie nur häufig genug belegt sind. hat nicht die faz schon längst wieder mit der "neuschreibung" aufgehört? ich glaube, dass auf dauer das einzige ergebnis der reform die doppelte rechtschreibung sein wird.

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Nein, das ist ja das Arge. Vor der Reform hat der Duden quasi die faktische Norm geschaffen. Was im Duden stand, war richtig. Ob das richtig war, darüber konnte man streiten. Natürlich waren verschiedene Gruppen daran interessiert, das Quasi-Monopol des Dudens zu brechen. Nun befindet eine staatliche Kommission (Die Kultusministerkonferenz hat sich das Ruder da ziemlich aus der Hand nehmen lassen), die sich auf sogenannte (so genannte) "Experten" beruft und legt verbindliche Regeln fest. Diese kann, darf und soll jeder Verlag nachdrucken. Deshalb gibt es nun neben dem Duden eine Reihe neuer Wörterbücher, an erster Stelle das Konkurrenzprodukt von Bertelsmann. Nun gibt es im offiziellen Regelmachwerk eine Reihe von Ausnahmen, Kann- und Mussbestimmungen (so ist die Schreibweise von "aufwändig" eine Kann-Bestimmung, man kann auch "aufwendig" schreiben. "Greuel" aber nicht mehr oder "Stengel".) Manche Ableitungen sind umstritten, geradeim Bereich des Getrenntschreibens ("wohl bekannt" vs. "wohlbekannt").

De fakto weichen nun Bertelsmann und Duden an einigen Stellen empfindlich von einander ab, obwohl es ja angeblich eine allgemeinverbindliche Regelung gibt. Damit ist das Chaos perfekt. Nachdem die Rechtschreibkommission ihre eigenen Regeln mittlerweile "nachverschlimmbessert" hat (die ersten neuen Wörterbücher sind somit obsolet, der Duden widerspricht sich zum Teil selbst), ist die FAZ daraufhin vor einigen Jahren zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt (nicht die Online-Ausgabe).

Kurz gefaßt: Was vorher in der Tat eine allmählich wachsende, sich lebendig und stetig verändernde Sprache war (die damit an vielen Stellen natürlich unlogisch war), abgebildet durch den Duden, ist nun eine festgeschriebene, totenstarre Liste (vorgeschrieben durch den Duden - und ebenfalls völlig unlogisch.) Eine Bürokratenposse.

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...oder sogar eine bankrotterklärung.
(nichteinmal die beamten verstehen das so richtig, in meiner behörde gibt es dazu eine "rundverfügung zur korrekten umsetzung der rechtschreibreform", 187 seiten stark.)

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das ist schön! "rundverfügungen" werde ich ab jetzt auch verfassen bzw. erlassen.

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