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Donnerstag, 29. September 2005
Modemedizin im Test
Alternative Heilmethoden sind oft unwirksam, sagt (nicht nur) die Stiftung Warentest. Ayurveda, Bachblüten, Homöopathie oder Chirotherapie sind oft wirkungslos oder sogar zweifelhaft. Diejenigen, die damit ihr Geld verdienen oder sich entschlossen haben, an diese Methoden zu glauben, sind natürlich empört. Dabei ist erstaunlich, wie unzureichend viele Methoden wissenschaftlich untersucht sind, so dass sich der amüsierte Beobachter ja schon seit geraumer Zeit fragt, "ob die große Zahl derer, die sie anwenden, wissen, dass sie sich sozusagen auf einen unkontrollierten klinischen Feldversuch einlassen". Wissenschaftlich ist allerdings bekanntlich kein Kriterium, dass für die Anhänger alternativer Medizin eine besondere Gültigkeit besitzt.
Bei welcher Indikation welche Methode wirksam sein soll, wird auch aufgeführt.

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Da bleibt mir doch das Globuli im Halse... ;-)
Ich bin kein besonderer Anhänger esoterischer Heilslehren. Aber in der Tat: Wissenschaftlich ist ein Begriff, dem ich viel Heiterkeit entgegenbringe. Grundsätzlich. Schauen Sie sich den Wandel der Universitäten in den letzten, bloß 300 Jahren an. Astrologie z.b. ist so lange noch nicht "unwissenschaftlich". Die Empiristen sind an der Macht, aber das war nicht immer so. Über wissenschaftliche Studien könnte man ein ganzes Faß aufmachen, teilweise scheinen die ja nicht fundierter zu sein als gängige "Marktforschungen" in der Innenstadt einer beliebigen Großstadt.

Gerade aber im medizinischen Bereich wird doch ständig revidiert, neu entdeckt, (sowieso willkürliche) Grenzwerte neu tariert: weil man (mit sensibleren Methoden) feinere, genauerer und häufig höchst überraschende Ergebnisse findet - die man dann auch im "Bauernkalender" (um es jetzt mal über einen Kamm zu scheren) hätte finden können.

Und so lange dreimal im Jahr "höchst wissenschaftliche" Studien wechselweise die Gesundheit oder Schädlichkeit von Kaffee oder Rotwein "nachweisen"... ach Gott, nee.

Eso-Medizin ist ein rieisiger Markt. Der aber wird immerhin privat bezahlt. Der andere riseige Markt, der z.b. zu überflüssigen Untersuchungen führt, weil sich das teure neue Praxisgerät rentieren muß (heute schon ein CT gemacht?), zahlen eben alle über ihre Beiträge.

Mir ist es am Ende egal, wer heilt, hat recht. Der Vollmond wirkt, so oder so ;-)

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Meine Lieblingsstudie stammt übrigens aus dem Bereich der Sozialpsychologie und wurde finanziert mit Geldern der DFG: "Das Unterstellverhalten von Benutzern des ÖPNV in Abhängigkeit klimatischer Bedingungen" (oder so ähnlich). Da haben drei Psychologen "geforscht" und erstaunliches zu Tage gefördert: Ist es doch tatsächlich so, daß Leute, die auf den Bus warten, bei schlechtem Wetter lieber an einer Haltestelle mit Wartehäuschen aufhalten als an einer ohne Unterstellmöglichkeit.

It's official! ;-)

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Wer hätte das auch ahnen können!

Ich teile ihre Meinung zum Teil, aber nicht alle Schlussfolgerungen. Wissenschaftlich heißt schon immer, Standpunkte zu revidieren - und zur Disposition zu stellen! Dazu stellt man kreative Hypothesen auf, die sich empirisch (wie sonst?) bewähren müssen. Zum Beispiel die des homöopathischen Heilverfahrens.

Der Aberwitz der Finanzierung in der Medizin ist tatsächlich manchmal kriminell - was die meisten Mediziner sehr stört. So wie viele Tankstellenbesitzer auch die Spritpreise verdammen. Ein Chirurg erzählte mir bei meinem Krankenhauspraktikum vor fast 20 Jahren, dass ein Schräubchen zur Schienung eines Knochens 100 DM kostete, obwohl sein Material- und Produktionswert bei lächerlichen ein bis zwei Mark lag.
Die Medikamentenkosten in Deutschland sind - wie die Autopreise - fantastisch. Die Rezeptpflicht verschlimmert das oft. Mein Arzt empfiehlt mir, ein bestimmtes Medikament von Spanienurlaubern mitbringen zu lassen, das dort frei und günstig erhältlich ist und hier rezeptpflichtig und sauteuer.

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Nichts gegen CT-Untersuchungen, bitte. Ich lebe mittelbar von sowas. :-)

Das mit den Medikamentenkosten ist so eine Sache. Wenn man sieht, dass die wissenschaftliche Absicherung vor Markteinführung eines neuen Medikaments mittels klinischer Studien in den Bereich 8-9stelliger Eurobeträge geht, und ein Produkthaftungsprozess (+ Börsenverlusten) bei eventuellen schädlichen Folgen schnell die gleiche Summe verschlingt, dann sind das schon happige Kosten + Risiken für den Hersteller. Und das sollte man schon auch sehen, auch wenn ich Produkt- und Preispolitik (ganz zu schweigen von der Lobbyarbeit) der großen Pharmafirmen beschissen finde - ganz besonders, wenn man sieht, dass irgendwelche scheiß Fettsenker für Wohlstandskranke hergestellt werden, aber immer noch Millionen weltweit an Malaria und anderen besiegt geglaubten Krankheiten sterben.

Aber um zum Thema zurückzukommen: Eine gewisse, mit wissenschaftlichen Methoden (Doppelblindstudien, mehrere unabhängige Untersucher etc.) ermittelte Wirksamkeit und Nicht-Schädlichkeit sollte eine Behandlungsmethode schon vorweisen können.

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Da lässt man sich vom Arbeitsamt zum staatlich geprüften Schamanan und Geistheiler umschulen und dann sowas. Ich bin empört.

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Neue Umschulungsmaßnahme für Webdesigner: Heilung durch das Internet.
Ich erinnere mich an eine großartige Seite, 1995/96 muss es gewesen sein, "Healing energy through the Internet", natürlich ernst gemeint, aber mittlerweile schon lange vom Netz genommen. Dafür habe ich jetzt das gefunden: Healing across the Internet. Sehr hübsche Bannergrafik der "Lichtheiler" da, aber ob die mehr beanspruchen als nur ein Newsletter/Mailverteiler zu sein, hatte ich keine Lust herauszufinden.
Man muss jedenfalls nur eine hinreichend antiszientistische Geschichte auftischen und natürlich dafür sorgen, dass sie auch heldenhaft unter dieser Fahne segelt, um Leute zu gewinnen, die fest entschlossen sind, etwas zum Glauben zu finden. Mainstream-Quark, wie gehabt.
Darüberhinaus schadet das auch prinzipiell dem Anliegen, die sogenannten ergänzenden Methoden voranzubringen.

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was für ein schwachsinn!
als langjähriger nebenberuflicher kanalarbeiter in der pharmaindustrie (= medikamententester, auch arzneimittelproband) habe ich einen kleinen einblick in die sogenannte "wissenschaftlichkeit" derartiger versuchsreihen bekommen und selbst erfahren dürfen, wie werte manipuliert werden ("der blutdruck geht aber so nicht - machen sie mal noch ein paar kniebeugen") bzw. wie viele nebenerscheinungen gar nicht erst erfasst, weil nicht abgefragt oder bagatellisiert werden. solange hier kein einblick in das jeweilige studiendesign gegeben wird (an wievielen und was für probanden wurden welche maßnahmen unter welchen bedingungen wie oft durchgeführt und welche wirkungen auf welche weise erfasst bzw. nicht erfasst etc. pp.), sagen diese sogenannten "ergebnisse" überhaupt nichts. und dann so ein schwachsinn, wenn da unter reiki beispielsweise steht "ist nicht geeignet, weil nicht überprüft" - hä?? oder unter homöopathie zwar mindestens 10 bereiche genannt werden, in denen offensichtlich wirkungen erzielt wurden - dann aber die generelle therapeutische wirksamkeit der homöopathie angezweifelt wird. raucherentwöhnung ist etwas sehr komplexes, da kann man nicht sagen, akupunktur hilft nicht, weil es bei drei leuten nicht funktioniert hat, usw. usf. und wenn ayurvedische heilmittel hierzulande nicht zugelassen werden, kann man sich auch fragen, welche interessen dahinter stecken. man kann nur hoffen, dass diese studie der "warentester" viel staub aufwirbeln wird und auch die leute zu wort kommen werden, die mit viel aufwand und geduld über jahre hinweg bestimmte methoden getestet und praktiziert haben (wie zb. die berliner charite-klinik die akupunktur und die tcm) und die mechaniker vom waren-tüv nicht das letzte wort haben werden ...

ps.: und mal nicht vergessen, wieviele medikamente nach jahrelangen und sauteuren "wissenschaftlichen" testreihen auf den markt kamen und dann verheerende wirkungen zeitigten - bringen sie mir mal jemanden, den die ayurvedakur ins grab gebracht hat ... das mit den "unkontrollierten klinischen feldversuchen" ist so gesehen in der klassischen medizin auch nicht viel anders.

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ich sach mal so: vor klärung der frage, welche dubiosen gruppen die einführung von ayurveda-medikamenten verhindern, interessiert mich, ob da wirklich gifte drin sind (und ob sie wie gewünscht wirken).
warum sollten pharmakonzerne nicht an alternativen, homöopathischen und sonstigen arzneien verdienen können? die schätzen wohl bloß bisher das haftungsrisiko anders ein als deren verfechter.

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giftfrei ...
... könnten die dann schon sein, wenn man sie in ihrer generellen zusammensetzung erstmal zulassen und dann die inhaltsstoffe entsprechend kontrollieren täte. und andersrum: es gibt ja auch jede menge klassisch zugelassener medikamente, deren wirksamkeit durchaus zweifelhaft ist (gibts auch studien drüber). und was das haftungsrisiko angeht: verschätzen die sich bei ihren auf den markt gebrachten sachen nicht oft genug?

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Also, in meiner Familie, in der das Wohlergehen der Pferde des Bruders weit über das Wohlergehen der Menschheit im Allgemeinen gestellt wird, schwört man ja auf Bachblüten. Die haben sogar die emotional bedingte wechselseitig-querpaarige Lahmheit des psychopathischen Gauls Luxuspferdes geheilt.

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sozusagen ein unkontrollierter feldversuch am lebenden tier. sollte man dem veterinäramt melden ... ;-)

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So gesehen haben Sie Recht.
Spielt es dabei eine Rolle, dass die durch so einen Eso-Tierarzt verschrieben wurden? ;)

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